Eschatologie
der Römisch-Katholischen Kirche

Klick auf den Kompass öffnet den IndexA. Die Wiederkunft Christi

Römische Katholiken glauben grundsätzlich an den Inhalt der altkirchlichen Bekenntnisse, in denen die Rede davon ist, daß der wiederkommende Herr erscheinen wird, dass es Himmel und Hölle geben wird und das Jüngste Gericht mit dem nachfolgenden Beginn der Ewigkeit. Im römisch-katholischen Katechismus (KKK) wird über den Himmel in Nummer 1023 gesagt:

"Die in der Gnade und Freundschaft Gottes sterben und völlig geläutert sind, leben für immer mit Christus. Sie sind für immer Gott ähnlich, denn sie sehen ihn ´wie er ist` (1 Joh 3,2) von Angesicht zu Angesicht."

KKK Nr. 1024:

"Dieses vollkommene Leben mit der allerheiligsten Dreifaltigkeit, diese Lebens- und Liebesgemeinschaft mit ihr, mit der Jungfrau Maria, den Engeln und allen Seligen wird ´der Himmel` genannt. Der Himmel ist das letzte Ziel und die Erfüllung der tiefsten Sehnsüchte des Menschen, der Zustand höchsten, endgültigen Glücks."

KKK Nr. 1025:

"Im Himmel leben heißt, mit Christus sein."

Hier durchdringen einander biblische Aussagen über den Himmel ("Christusgemeinschaft", "Gott schauen von Angesicht zu Angesicht wie er ist"), aber auch typisch katholische Hoffnungen: "vereint mit der Jungfrau Maria", "mit allen Seligen und Heiligen" — Heilige und Selige im römisch-katholischen Verständnis (Marienverehrung, Heiligenverehrung).

Aber wir dürfen dankbar anerkennen: Grundsätzlich ist der Glaube an den Himmel vorhanden, ebenso die Erwartung einer Hölle und des letzten Gerichts, wobei man sich explizit gegen die Lehre von der doppelten Prädestination (Vorherbestimmung) wendet. So heißt es in Nummer 1037 des Katechismus:

"Niemand wird von Gott dazu vorherbestimmt, in die Hölle zu kommen; nur eine freiwillige Abkehr von Gott (eine Todsünde), in der man bis zum Ende verharrt, führt dazu."

Es heißt also: Nur die "Todsünde", die bis zum Ende durchgehalten und nicht bereinigt wird durch sakramentale Reinigung, führt zur ewigen Verdammnis in der Hölle, aber es gibt keine Vorherbestimmung von vorneherein, sondern entscheidend ist das Entscheidungshandeln des Menschen, an seiner Sünde festzuhalten. Hier findet sich die Ansicht des Zusammenwirkens von göttlicher Erwählung und menschlicher Entscheidung (Synergismus; Erlösungslehre).

Das letzte Gericht fällt nach römisch-katholischem Verständnis in einen Punkt zusammen. Es gibt für Katholiken keine Unterscheidungen im Endgeschehen. So heißt es kurz und bündig im Katechismus unter Nummer 1040:

"Das letzte Gericht wird bei der herrlichen Wiederkunft Christi stattfinden. Der Vater allein weiß den Tag und die Stunde. Er allein entscheidet, wann es eintreten wird."

Die Römisch-Katholische Kirche ist in ihrer Eschatologie grundsätzlich der Lehre von Aurelius Augustinus gefolgt, dem Amillennialismus (Ansicht, daß mit dem Wachstum der Kirche sich das Tausendjährige Reich bereits hier und jetzt entfaltet).

Alan Schreck schreibt hierzu in seinem Buch "Christ und Katholik":

"Manche Christen glauben, daß mit dem Kommen Christi ein tausendjähriges Reich Christi hier auf Erden beginnt (vgl. Off 19 und 20). Katholiken sind bei der Interpretation dieses Textes der Offenbarung gewöhnlich der Interpretation des hl. Augustinus gefolgt. Für ihn stellen die tausend Jahre (gemäß dem biblischen Sprachgebrauch kann damit einfach eine ´sehr lange Zeit` gemeint sein) die ganze Geschichte der Kirche dar — von der Sendung des Geistes an Pfingsten bis zu Christi Wiederkunft am Ende der Zeit. Es ist eine Zeit des Sieges Gottes, aber auch eine Zeit des Konflikts. Jesus Christus hat den Sieg durch seinen Tod am Kreuz errungen. Doch Satan und seine Dämonen sind in der Welt immer noch am Werk und führen Krieg gegen die Kirche. Wenn diese Zeit der Geschichte zu ihrem Ende kommt, wird Satans Macht noch einmal anwachsen, bis Jesus wiederkommen und Satan und alle, die ihm gefolgt sind, auf ewig in die Hölle, den ´Feuersee` (Off 20, 10-14), verbannen wird" (S. 202 f.).

Was macht die katholische Theologie mit Bibelstellen wie 1. Thessalonicher 4,16 f., wo von der Entrückung die Rede ist: davon, dass die Gläubigen auf den Wolken in die Luft entrückt werden dem Herrn entgegen? Diesbezüglich sagt etwa Alan Schreck, es handele sich um "apokalyptische Bilder". Diese Schilderungen deutet er symbolisch. Er fragt:

"Sind diese apokalyptischen Bilder eine buchstäbliche Beschreibung dessen, wie sich die Wiederkunft Christi ereignen wird? Oder diese Bilder der damaligen Vorstellungswelt, um eine Vorstellung zu vermitteln, wie die Parusie sich ereignen könnte? Viele Bibeltheologen sind gewiß, daß diese Bilder poetische Bilder sind und nicht als eine buchstäbliche Beschreibung der ´Endzeit` genommen werden sollen ... niemand wird genau wissen, ob die biblischen Bilder poetisch oder wörtlich zu verstehen sind. Katholische Christen sollten deshalb lieber auf die grundlegenden Wahrheiten schauen, die in diesen Abschnitten enthalten sind" (S. 203 f.).

Worum handelt es sich bei diesen "grundlegenden Wahrheiten"? Schreck nennt die Wiederkunft Jesu überhaupt: "Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten." Und in der römisch-katholischen Messe heißt es ja: "Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit." Man kennt in der Katholischen Kirche auch die Lehre, daß die Wiederkunft Christi allen offenbar sein wird und von Zeichen begleitet ist. Die Zeichen, die in Matthäus 24 parr. beschrieben sind, also zum Beispiel Verführung, Christenverfolgung, Naturkatastrophen, wirtschaftliche Krisen usw. Schreck nennt sogar die Bekehrung Israels zu Christus und die Weltmission, aber ist verständlicherweise aus katholischer Sicht hier sehr zurückhaltend (ebd.). Allerdings wird von Schreck dann gleich eingeschränkt:

"Es ist in der offiziellen katholischen Lehre kaum etwas darüber zu finden, wie diese Zeichen zu verstehen sind" (S. 205).

Man ist also hier sehr zurückhaltend und versucht nicht zu spekulieren. Allerdings sollten wir nach biblischer Aussage (Mt 24-25) diese Zeichen durchaus ernst nehmen. Sie weisen uns darauf hin, dass Jesus wiederkommt, wenn sich diese Zeichen verdichten (Zeichen der Zeit).

B. Die Einheit des Menschengeschlechts

Was in der neueren katholischen Lehre insbesondere seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil hingegen zentral ist, ist die Behauptung der kommenden Einheit des Menschengeschlechts. Diese wird von Rom sehr positiv gesehen und dehnt sich seit dem 2. Vatikanum auch auf die nichtchristlichen Religionen aus. So heißt es im neuen römisch-katholischen Katechismus:

"Für den Menschen wird in dieser Vollendung voll und ganz die Einheit des Menschengeschlechtes hergestellt sein, die von Gott seit der Welterschaffung gewollt wurde und deren ´Sakrament` gleichsam die pilgernde Kirche war." (Zitat aus Lumen Gentium 1). Das sichtbare Universum sei "dazu bestimmt, umgewandelt zu werden" und "der Leib der neuen Menschheitsfamilie" werde wachsen" (KKK Nr. 1047 und 1049).

An welche Strömung erinnern uns diese Begriffe? Sie erinnern uns an Grundgedanken der Freimaurerei: "Menschheitsbruderschaft", "Menschheitsfamilie", "Einheit des Menschengeschlechts". Dieser Vorwurf wird ja von konservativen Katholiken vor allem seit dem Zweiten Vatikanum immer wieder an Rom gerichtet (Traditionalisten).

Diese Erwartung der Einheit des Menschengeschlechts unter Beteiligung nichtchristlicher Religionen, wie sie sich deutlich z.B. bei den interreligiösen Friedensgebeten (Assisi) gezeigt hat, entspricht durchaus der biblischen Eschatologie, allerdings im negativen Sinn: Diese interreligiöse Einheit wird in das Reich des Antichristen münden. Hierzu nachfolgend einige Fakten:

In der Schaffung eines weltweiten Netzwerkes nimmt der Vatikan eine entscheidende Rolle ein. Der römische Papst ist es, der insbesondere seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts Vertreter und Führer sämtlicher Konfessionen und Religionen immer wieder zu "Gebetstreffen" eingeladen hat, um damit dem "Weltfrieden" zu dienen. Der römische Papst ist es, der eine Art Integrationsfigur für Politiker unterschiedlicher Couleur darstellt, die ihn besuchen und mit ihm zusammenarbeiten, um die "Weltgemeinschaft" aufzubauen und alle trennenden Grenzen nach und nach zu beseitigen. Der amerikanische Autor und Weltanschauungs-Experte Dave Hunt identifiziert in seinem wichtigen Buch "Globaler Friede und Aufstieg des Antichristen" (Hamburg 1993) die römische Religion mit der "Hure Babylon" und meint:

"Es gibt keine andere Kirche, die auch nur annähernd einen solchen Einfluß auf weltliche Machthaber ausgeübt hat. Der Papst empfängt und segnet einen nicht enden wollenden Strom von Würdenträgern, die bei ihm um Audienz bitten. Darunter sind selbst Terroristen wie Jasir Arrafat von der PLO" (S. 119). "Vor allem dem Papst ist es zu verdanken, daß die weltumspannende ökumenische Bewegung sich derzeit explosionsartig ausbreitet. So wie Gorbatschow die politische Welt verändert hat, so hat der Papst der religiösen Welt ein neues Gesicht gegeben. Weil er sein großes Ansehen ins Spiel bringen konnte und den Weltfrieden als Anreiz einsetzte, konnte der Papst 1986 die Führer der 12 Weltreligionen im italienischen Assisi versammeln. Die Teilnehmer beteten jeweils zu dem ´Gott`, an den sie gerade glaubten, und flehten zu den Gottheiten um den Weltfrieden. Um zu rechtfertigen, daß er sogar die Gebete von Medizinmännern und Feueranbetern respektierte und würdigte, erklärte Johannes Paul II. den Teilnehmern: ´Die Herausforderung, den Frieden zu erringen,... ist höher zu bewerten als alle religiösen Unterschiede`" (S. 163).

Hunt berichtet auch von dem weithin geheimgehaltenen "Weltforum der Geistlichen und Parlamentarier zur Rettung der Menschheit", das fast unbemerkt bereits im Oktober 1985 gegründet wurde. In diesem haben sich "geistliche Führungspersönlichkeiten" der fünf größten Weltreligionen und Parlamentarier aus allen fünf Kontinenten zusammengefunden, um – wiederum in einer vordergründig "guten" Zielsetzung — einen "Gedankenaustausch zur ökologischen Rettung und zum Weltfrieden" zu führen. Die aus diesem Weltforum hervorgegangene Arbeitsgemeinschaft fasste folgenden Beschluss:

"Wir haben uns mit dem Wesen der Beziehung zwischen politischem und religiösem Leben beschäftigt und ... sind miteinander übereingekommen, daß beide Parteien (die politischen und religiösen Führer) die Zusammenarbeit brauchen und erstreben... und wir werden auf regionaler, nationaler und lokaler Ebene jede erdenkliche Zusammenarbeit der Geistlichkeit mit den Parlamentariern fördern. Wir stehen am Anfang einer neuen Epoche des Weltbürgertums ... Dieses neue Bewußtsein überspringt alle Rassenschranken, alle Grenzen zwischen Religionen, Ideologien und Nationalitäten ... Wir sind Träger der Vision einer neuen Weltgemeinschaft, mit der die lange und tragische Geschichte menschlicher Gewalt durch ein Zeitalter gegenseitig zugesicherten Wohlergehens und Friedens abgelöst wird" (S. 164).

Seit seiner Entstehung hat sich dieses "Weltforum" – von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt – immer wieder getroffen, um die Globalisierung auf politischer, wirtschaftlicher und religiöser Ebene voranzutreiben. An einem Treffen im April 1988 in Oxford beispielsweise nahmen Geistliche und Parlamentarier aus 52 Ländern teil, unter ihnen "Senatoren aus Amerika, führende Wissenschaftler, Mitglieder des Obersten Sowjet und der sowjetischen Akademie der Wissenschaften, der UNO-Generalsekretär und der Erzbischof von Canterbury, Mutter Teresa, der Dalai Lama, Mitglieder des Kabinetts, Kardinäle, Yogis, Bischöfe, Rabbis, Imame und Mönche". In der Abschluß-Erklärung hieß es:

"Unsere gemeinsame Sorge um das Überleben der Welt hat uns zusammengebracht ... und wir sind durch unsere Begegnung zu der klaren Erkenntnis gelangt, wie grundlegend das Einssein der Menschheit ist ... und die Erkenntnis, daß jeder einzelne Mensch sowohl eine geistliche als auch eine politische Dimension hat. Jeder von uns ist durch die Erfahrungen und Erlebnisse in Oxford verändert worden ... und [wir] sind Verpflichtungen eingegangen, die unwiderruflich sind" (S. 164 f.).

Hunt folgert zu Recht:

"Solch eine ökumenische Partnerschaft der religiösen und politischen Führungselite ist eine wichtige Voraussetzung für das Auftreten des Antichristen" (ebd.).

Lothar Gassmann


Index

Etliche Texte sind auch in gedruckter Form erschienen in verschiedenen Handbüchern (je 144-200 Seiten, je 9,80 Euro):

1. Kleines Sekten-Handbuch
2. Kleines Kirchen-Handbuch
3. Kleines Ökumene-Handbuch
4. Kleines Endzeit-Handbuch
5. Kleines Katholizismus-Handbuch
6. Kleines Anthroposophie-Handbuch
7. Kleines Zeugen Jehovas-Handbuch
8. Kleines Ideologien-Handbuch
9. Kleines Esoterik-Handbuch
10. Kleines Theologie-Handbuch

Weitere Handbücher (über Theologie, Esoterik, u.a.) sind geplant. Informationen bei www.l-gassmann.de